Liebe Interessierte, liebe Multiplikator*innen,

im Oktober 1984, also vor fast 40 Jahren, fand im Waldschlösschen die erste Veranstaltung zu Aids statt: Der Arzt Dr. Michael Rauch klärte in einem Seminar über das Virus auf – so gut es damals eben ging, denn der wissenschaftliche Kenntnisstand war gering. Im April 1985 organisierten Rainer Marbach und Kay Goosmann das erste Koordinierungstreffen der Aidshilfen im Waldschlösschen. Dort wurde vorbereitet, dass aus dem bereits 1983 in Berlin gegründeten Verein Deutsche AIDS-Hilfe e.V. ein bundesweiter Dachverband wurde. Im Mai 1986 fand das erste bundesweite Positiventreffen statt. Die Treffen sind bis heute ein zentrales Veranstaltungsangebot für Menschen mit HIV in der Akademie. Und sie prägten die HIV-/Aids-Politik der Bundesrepublik: Auf Initiative ihres Referenten Siegfried Dunde, der später selbst an Aids starb, besuchte Gesundheitsministerin Rita Süssmuth 1987 erstmals ein Positiventreffen. „Wir bekämpfen die Krankheit, nicht die Menschen“, lautete das Credo ihrer Politik. Die Begegnungen mit HIV-Positiven bestärkten sie in dieser Haltung. Über die ersten 25 Jahre Aids-Arbeit könnt ihr im Jubiläums-Lesebuch „Waldschlösschen mittendrin“ mehr erfahren. Hier findet ihr eine Leseprobe (pdf).

Neben den Positiventreffen bietet das Waldschlösschen heute, meist in Kooperation mit Partnerorganisationen, eine Vielzahl von Fortbildungsveranstaltungen an, z.B. für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in Aids-Hilfen und Beratungsstellen. Über diese möchten wir euch in diesem Update informieren.

Bei Fragen und Anregungen wendet euch gern per E-Mail an mich.

Herzliche Grüße,
Matthias Kuske

PS: Wir versenden zu diesem Themengebiet von nun an ein paar Mal pro Jahr Informationen. Wer diese nicht bekommen möchte, kann sich über diesen Link aus dem Verteiler abmelden. Unseren allgemeinen Newsletter, der monatlich erscheint, könnt ihr hier abrufen und abonnieren.

Fortbildungen zu HIV/Aids, STI & Sexual Health

Grundlagenseminare für die Arbeit in Aidshilfen

Im Waldschlösschen können sich ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter*innen von Aidshilfen und verwandten Einrichtungen schulen lassen. Der erste Schritt für die Mitarbeit in allen Arbeitsbereichen ist in der Regel die Teilnahme an einem Grundlagenkurs. In den Einführungsseminaren findet die Einführung in die Beratung statt, also die Spezialisierung für Menschen, die in Aidshilfen beraten wollen. Die Seminare finden mehrmals im Jahr statt. 2024 sind z.B. bei folgenden Fortbildungen noch Plätze frei:

Mo, 21.10. – Fr, 25.10.2024

Grundlagen für die Mitarbeit in Aidshilfen
Teil I & II (Kompaktseminar)

Das Seminar „Grundlagen für die Mitarbeit in Aidshilfen“ bietet allen, die ehren- oder hauptamtlich neu in Aidshilfen mitarbeiten, eine komprimierte Übersicht über die Themen und Haltungen, die Aidshilfe ausmacht.

In Grundlagen der Mitarbeit geht es zuerst um unsere Arbeitsfelder und Zielgruppen. Themen sind Menschenbild und Selbstverständnis von Aidshilfe, die Vermittlung von Basiswissen zu HIV sowie Strategien der zielgruppenspezifischen Prävention. Außerdem gibt es Raum für die Klärung der eigenen Motivation für eine Mitarbeit in der Aidshilfe. Wir arbeiten mit vielfältigen Methoden, z. B. Referaten, Übungen, Diskussionen, Erfahrungsaustausch, Selbstreflexion. Wichtig ist uns die persönliche Auseinandersetzung mit allem, was eine Aidshilfe-Mitarbeit ausmacht.

In Kooperation mit dem Landesverband Sexuelle Gesundheit / Aidshilfe Niedersachsen Landesverband e.V. und der Deutschen Aidshilfe e.V. — Dieses Seminar ist in Niedersachsen, NRW und Berlin als Bildungsurlaub anerkannt. Andere Bundesländer auf Nachfrage.
Beratung in Aidshilfen: Einführungsseminare

Beratung in Aidshilfen und verwandten Einrichtungen umfasst ein breites Spektrum an Themen rund um Sexualität und sexuelle Gesundheit. Sie geht über die Informationsvermittlung zu Übertragungswegen oder einer HIV-Testdurchführung in vielen Fällen deutlich hinaus. Hierfür sind auf der Seite der beratenden Person neben Fachwissen geschulte kommunikative Fähigkeiten notwendig.

Die Einführungsseminare ermöglichen es Menschen, die in der Beratung tätig sind oder sein werden, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu erweitern und Kompetenzen speziell für die Beratungsarbeit in Aidshilfen zu erwerben.

Im Training kann das persönliche Beratungsverhalten erprobt und in angeleiteter Reflexion weiterentwickelt werden. Als Basis werden im Training Grundlagen, Haltungen und Methoden der personenzentrierten Gesprächsführung vermittelt.

Themenschwerpunkte des Trainings sind u.a. Übertragungswege und Testung von HIV und anderen STI, Safer Sex 3.0, Sexualität und Sprache, Umgang mit HIV-ängstlichen Menschen sowie Leben mit HIV heute.

In Kooperation mit der Deutschen Aidshilfe e.V.
 

Die Einführung in die Beratung besteht aus zwei Teilen. Diese können nur zusammen gebucht werden.

Do, 20.06. – So, 23.06.2024: Teil I
Fr, 16.08. – So, 18.08.2024: Teil II
(Anmeldung bis 17.04.2024)

Beratung in der Aidshilfe:
Einführungsseminar im Juni/August


Do, 29.08. – So, 01.09.2024: Teil I
Fr, 20.09. – So, 22.09.2024: Teil II
(Anmeldung bis 26.06.2024)

Beratung in der Aidshilfe:
Einführungsseminar im August/September


Mo, 28.10. – Fr, 01.11.2024

Beratung in Aidshilfen: Einführungsseminar I & II

Kompaktseminar in Kooperation mit dem Landesverband Sexuelle Gesundheit/Aidshilfe Niedersachsen e.V. — Dieses Seminar ist in Niedersachsen und NRW als Bildungsurlaub anerkannt. Andere Bundesländer auf Nachfrage.
Fr, 06.12. – So, 08.12.2024
 
Geschlechtliche Vielfalt in der HIV-/STI-Beratung

Die HIV/STI/Hepatitis-Beratung in Aidshilfen richtet sich schon immer an eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen mit Fragen zu Sexualität, HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Zielgruppen waren unter anderem schwule Männer, Sexarbeiter*innen, heterosexuelle Menschen mit wechselnden Partner*innen, Menschen mit und ohne HIVZunehmend suchen auch trans* Menschen (u. a. trans* Frauen, trans* Männer und abinäre Personen) und Menschen mit queerer, non-binärer oder gender-non-konformer Identität Aidshilfen oder Checkpoints auf. Sie nehmen Testangebote wahr oder stellen Fragen zu HIV/STI oder zu Community-Angeboten. Dabei bringen sie auch scheinbar neue Themen mit und stoßen mitunter Prozesse und Unsicherheiten bei den Beratenden an.

In diesem Seminar möchten wir vermitteln, wie eine geschlechtersensible Beratung in Aidshilfen und Checkpoints gelingen kann. Wir starten mit der gemeinsamen Erarbeitung grundlegenden Wissens zu Bedarfen und Lebenswelten von trans* Menschen und Menschen mit queerer, non-binärer oder gender-non-konformer Identität. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf der Sensibilisierung für trans* und nicht-binäre Themen im sexpositiven und körpervielfältigem Beratungssetting. Menschen sollen sich in den örtlichen Angeboten mitgedacht und eingeladen fühlen können. Dafür brauchen Beratende Wissen und selbstreflexive Erfahrung mit Geschlecht und Identität.

Zielgruppe: Ehren- und hauptamtliche Fachkräfte aus den Bereichen HIV/STI-Beratung und Prävention

Leben mit HIV

Georg Berner-Waindok und Ulf Berner von Pro+ Nord e.V. organisieren das Barcamp für Menschen mit HIV. Hier erzählt uns Georg, worum es dabei geht:

Was ist Pro+ Nord e.V.?

Georg Berner-Waindok: Wir haben uns im Jahr 2021 aus einer Gruppe engagierter solidarischer Selbstaktivisten und -innen heraus als Pro+ Nord gegründet. Unser Ziel war es, uns von einer Selbsthilfebewegung zu einem bedeutenden Akteur in den Bereichen Gesundheitsförderung, sozialer Sicherung und der gesellschaftlichen Interessenvertretung von Menschen mit HIV/Aids zu entwickeln. Wir sind eine diverse Gruppe, bestehend aus Menschen mit und ohne HIV/Aids, mit und ohne Behinderung, mit unterschiedlicher sexueller Orientierung und Genderidentität sowie mit unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft. Wir respektieren die Vielfalt von Lebenswelten und sexuellen Identitäten und vertreten offen die Interessen unserer Zielgruppen. Dabei bekämpfen wir aktiv die Diskriminierung von HIV-positiven Menschen und sehen den medizinischen Fortschritt als Partner unserer Arbeit. Unsere Aufmerksamkeit gilt auch den Angehörigen und Freunden der Betroffenen. Wir betrachten uns als Kompetenzteam im Norden Deutschlands für alle Fragen rund um HIV/AIDS und sind Ansprechpartner für Multiplikatoren und Medien. Auf unserer Website erfahrt ihr mehr über uns.

Georg Berner-Waindok
Was ist das Thema eures Barcamps – und wer kann teilnehmen?

Georg: Das Barcamp soll ein Forum für Austausch und gegenseitige Unterstützung bieten. Es soll den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, sich mit anderen Menschen mit HIV/Aids zu vernetzen, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Diesmal geht es schwerpunktmäßig unter anderem um die Einführung eines Tages der positiven Selbsthilfe.
Wozu soll ein solcher Tag gut sein?

Georg: Die Selbsthilfe von Menschen mit HIV ist ein wichtiger Pfeiler im deutschen Gesundheitssystem. Sie bietet Betroffenen Unterstützung und Beratung, hilft bei der Bewältigung der Erkrankung und trägt dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit HIV zu verbessern. Ein bundesweiter Gedenktag könnte dazu beitragen, dass Menschen mit HIV sich weniger stigmatisiert fühlen und dass sie sich besser in die Gesellschaft integrieren können. Dies könnte sich positiv auf die Lebensqualität von Menschen mit HIV auswirken. Wir sind der Meinung, dass ein bundesweiter Gedenktag die positive Selbsthilfe in Deutschland stärken und sichtbarer machen würde. Ein solcher Tag würde die Leistungen der Selbsthilfeorganisationen würdigen und die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Selbsthilfe informieren.


Wer kann am Barcamp teilnehmen? 

Georg: Das Barcamp richtet sich am Menschen mit HIV, so wie deren An- und Zugehörige, sowie an Menschen die im HIV-Kontext arbeiten.

Fr, 30.08. – So, 01.09.2024

Tage der positiven Selbsthilfe – Ein Barcamp für Menschen mit HIV

Bundesweite Positiventreffen

Die Bundesweiten Positiventreffen sind ein Fortbildungsangebot für Menschen mit HIV. Bei einer Anmeldung sollte beachtet werden, dass jedes Treffen sich an eine besondere Zielgruppe richtet oder einen thematischen Schwerpunkt hat. Neben Diskussionen, Fortbildungs- und Informationsangeboten zu den jeweiligen Schwerpunktthemen gibt es genügend Raum für Begegnung und den so wichtigen „informellen Austausch“. Mit diesen Treffen wollen wir die Selbsthilfearbeit von HIV-Positiven fördern und diese als Multiplikator*innen miteinander vernetzen. 


So, 18.08. – Mi, 21.08.2024

Bundesweites Positiventreffen für Langzeitpositive und ältere Menschen mit HIV

Das Treffen im Sommer richtet sich an Langzeitpositive und ältere HIV-positive Menschen.

Anmeldung ab 01.04.2024


Do, 14.11. – So, 17.11.2024

Bundesweites Positiventreffen

Das Novembertreffen ist offen für Menschen aus allen Communities der Menschen mit HIV.

Anmeldung ab 14.07.2024

Sexual Health

Fr, 14.06. – So, 16.06.2024

Schwule im Gesundheitswesen

Die Seminarreihe wendet sich an schwule Ärzte, Krankenpfleger, Psychologen, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter und andere Therapeuten.

Neben kontinuierlich behandelten Themenbereichen wie Coming-Out am Arbeitsplatz, Balintgruppe, Krankenpflege, Psychoanalyse, Positiv leben / HIV gibt es genügend Raum für aktuelle Themen.

So, 23.06. – Fr, 28.06.2024

Gesundheitstage für HIV-Positive

Für viele HIV-Positive ist die HIV-Infektion dank der medizinischen Möglichkeiten heute eine gut behandelbare chronische Erkrankung. Trotzdem ist es wichtig, sich gerade vor diesem Hintergrund mit Möglichkeiten zur nachhaltigen Unterstützung der eigenen Gesunderhaltung auseinanderzusetzen. In Theorie und Praxis wollen wir uns in den 5 Tagen u.a. voraussichtlich mit medizinischen Aspekten, gesunder Ernährung, Themen wie z.B. Sexualität und HIV sowie Bewegungs- und Entspannungstechniken beschäftigen.
Mo, 17.06. – Mi, 19.06.2024

Queersensible Geburtshilfe

Die Vielfältigkeit von Geschlecht und Sexualität wird immer sichtbarer. Die Vielfalt der Identitäten spiegelt sich insbesondere auch in der Arbeit mit Menschen in der Geburtshilfe wider. Wie auch Hebammen* durch eine breite Vielfalt an Identitäten gekennzeichnet sind, sind es auch die Klient*innen und die Babys: u. a. verschiedenste Formen von „Regenbogenfamilien“, schwangeren Vätern* und Babys mit verschiedenen Varianten der Geschlechtsentwicklung. Das bedeutet, dass Fachkräfte in der Geburtshilfe intersektional, tolerant und lebensweltakzeptierend, sex- und bodypositiv denken müssen. Im Seminar werden wesentliche Aspekte der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Geburtshilfe thematisiert sowie Fallstricke potentieller Diskriminierung von Klient*innen aufgezeigt.

Akademie Waldschlösschen – Bildung und Begegnung

Die Akademie Waldschlösschen – Stiftung Rainer Marbach und Ulli Klaum ist eine seit 1981 bundesweit tätige, gemeinnützige Bildungsstätte mit queerem Fokus. Sie versteht sich als offenes Haus für die gesamte Zivilgesellschaft und als Treffpunkt der LGBTQIA*-Communities. Ihre Gründer engagierten sich in der Schwulenbewegung der 1970er Jahre.

Die Akademie ist eine vom Land Niedersachsen geförderte Heimvolkshochschule und anerkannter Bildungsträger der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie ist Teil des Kompetenznetzwerks Selbst.verständlich Vielfalt zum Abbau von Homosexuellen- und Trans*feindlichkeit im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Im Waldschlösschen finden jedes Jahr über 200 Veranstaltungen statt, darunter Angebote für Schwule, Lesben und bisexuelle Menschen, trans*- und intergeschlechtliche Personen und ihre Lebenspartner*innen und Familien, für HIV-positive und an Aids erkrankte Menschen und ihre Angehörigen sowie Menschen mit geistiger Behinderung. Fortbildungen und Seminare werden u.a. für Lehrkräfte, Mitarbeiter*innen und Aktive in Beratungsstellen sowie für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe angeboten.

Das Tagungshaus liegt umgeben von Wald und Felsformationen im Wendebachtal nahe Göttingen. Durch den ICE-Anschluss der Universitätsstadt und eine Bushaltestelle direkt vor dem Haus ist das Waldschlösschen von allen Regionen Deutschlands aus gut zu erreichen.

Wenn Sie keine weiteren Informationen (an: unknown@noemail.com) erhalten möchten, können Sie den Newsletter hier abbestellen.
Akademie Waldschlösschen – Stiftung Rainer Marbach und Ulli Klaum
Waldschlösschen 1 • 37130 Gleichen-Reinhausen bei Göttingen

Vorsitzender des Vorstands: Kevin Rosenberger
Register: Bezirksregierung Braunschweig 301.7.11741/42-79